Der SC Goldau hat Pierino Crivelli oder Piri, wie die Leute ihn nennen, viel zu verdanken. Ob als aktiver Fussballer, Trainer oder als Wirt – Piri half da mit, wo man ihn brauchte. Mit seinen 72 Jahren kann der Goldauer viel über die 75-jährige Geschichte des SCG erzählen.
Mit Piri Crivelli sprach Simon Krienbühl
Piri, ich habe einige Personen innerhalb unseres Vereins gefragt, was ihnen bei deinem Namen als erstes in den Sinn kommt. Dabei fiel der Begriff “Chrampfer” mehrmals. Einverstanden?
Wenn die Leuten das sagen, muss es wohl stimmen. Aber ich bin tatsächlich gerne eine Person, die anpackt. Mit meinen 72 Jahren gelang mir dies zwar auch schon einfacher, aber still sitzen liegt nicht in meiner Natur.
Dabei trägst du ja ganz offiziell den Titel “Chrampfer des Vereins”!
Ach ja, da war diese eine Nomination. Der Innerschweizer Fussballverband suchte damals im Verbandsgebiet langjährige Funktionäre. Zusammen mit drei Funktionärskollegen von anderen Clubs aus der Region durfte ich im Jahr 2012 einen VIP-Abend beim WM-Qualifikationsspiel Schweiz-Albanien in der ausverkauften Swissporarena in Luzern verbringen, welches die Schweiz mit 2:0 gewann. Nur schon die Nomination ehrte mich. Der Titel hätte man aber auch anderen Mitgliedern des SC Goldau verleihen können.
Und trotzdem hast du in die Geschichte des SCG mitgeprägt. Wie bist du überhaupt zum Fussball gekommen?
In der Primarschule nahm ich mehrmals am Schülerturnier teil. Damals war das Turnier relativ jung, das Erste fand 1957 statt. Mich und meine Kollegen packte das Fussballspielen sogleich. Den Junioren beitreten konnte ich aber nicht sofort.
Wieso nicht?
In meiner Kindheit waren die C-Junioren die jüngste Stufe. Heute kann man ja bereits als 7-jähriger Knirps die ersten Fussballschritte unternehmen. Damals konnte ich erst als ca. 14-jähriger ein Fussballtraining besuchen. Anschliessend durchlief ich alle Juniorenstufen. Mit 16 Jahren hatte ich aber einen Beinbruch und musste länger pausieren.
Hand aufs Herz, wie gut waren deine fussballerischen Fähigkeiten?
Da musst du meine ehemaligen Trainer und Kameraden fragen. In die 1. Mannschaft reichte es aber nicht. Dafür spielte ich einige Jahren in der 2. Mannschaft und war eine Zeit lang auch Captain des Teams.
Welche Erinnerung hast du an deinen grössten sportlichen Erfolg?
Das ist wohl der Meister- und Cupsieg mit den Veteranen in der Saison 1991/1992. Wir waren eine schlagkräftige Truppe mit bekannten SCG-Grössen wie Werni Bürgi, Urs Zürcher oder Nicola Frijia.
Mir scheint, dass du besonders auf dem Platz ein “Chrampfer” gewesen bist.
Meine damalige Position – Libero – gibt es heute im modernen Fussball praktisch nicht mehr. Libero bedeutet freier Mann. Lange Zeit bezeichnete man im Fussball so den Ausputzer, der ohne direkten Gegenspieler hinter der eigenen Abwehr agierte. Gelang es dem gegnerischen Stürmer, seinen Manndecker auszuspielen, kam der Libero dazu und klärte in höchster Not. Der Libero war also schon ein Chrampfer. Aber auch abseits des Platzes packte ich an. Als gelernter Schlosser konnte ich an einigen Baustellen mitarbeiten.
Zur Person
Pierino “Piri” Crivelli ist 72 Jahre alt und ist in Goldau aufgewachsen. Er spielte lange aktiv Fussball, ist Ehrenmitglied des Vereins und leistete so einiges an freiwilliger Vereinsarbeit. Im Jahr 2012 wurde Piri vom Innerschweizer Fussballverband als Chrampfer des Vereins ausgezeichnet. Piri lebt heute mit seiner Frau Agnes in Goldau.
Zum einen an der grossen “Züglete” im Jahr 1980.
Genau. Der SC Goldau spielt seit gut 40 Jahren am heutigen Standort, auf dem Sportplatz Tierpark. Vorher war der Fussballplatz auf dem heutigen Tierpark-Parkplatz Bischofshusen, was bestimmt nicht alle wissen. Bei der Züglete half ich insbesondere beim Installieren der Zäune und Ballhalter. Allgemein waren die Senioren emsige Arbeiter beim Umzug.
An deiner Seite begleitet dich seit langem deine Frau Agnes. Wie unterstützte sie dich zur damaligen Zeit?
Ohne meine Frau hätte ich bestimmt nicht die eine oder andere Aufgabe im Verein übernommen. Ich erhielt von Agnes stets viel Rückhalt. Am meisten wohl, als wir das Clubhaus als Wirtepaar führten.10 Jahre lang. Eine lange, aber schöne Zeit.
Schlosser und Wirt – passte dies überhaupt?
Es musste (lacht). Wie in jedem Verein wird viel Freiwilligenarbeit geleistet. Da hilft man, wo Not am Mann / an der Frau ist. Damals kam der damalige Präsident Franz Marty auf uns zu, da sie einen Nachfolger für das Clubhaus suchten. Wir willigten ein. Verglichen mit heute waren die Voraussetzungen aber ganz andere. Das grosse Highlight zu unserer Zeit war die Hot-Dog-Maschine.
Der Name Crivelli ist in unserem Verein auch durch deinen Sohn Claudio bekannt.
Richtig. Claudio spielte in den Junioren, meist als Torwart. Später war er als Juniorentrainer tätig und amtete auch als Präsident der Juniorenkommission.
In diesem Jahr wird der SC Goldau 75 alt. Was bedeutet der Verein eigentlich für dich?
Nun, der Verein begleitete praktisch mein ganzes Leben. Der Sport ist das eine, das andere ist aber die Geselligkeit im Verein. Was gibt es Schöneres, wenn man als kleiner Junge zusammen mit seinen Kameraden Fussball spielt und sich über die Jahre auf und neben dem Platz immer wieder trifft.
Piri, wann sehen wir dich ein nächstes Mal auf dem Sportplatz Tierpark?
Ich hoffe sehr bald. Aktuelle ruht der Ball aufgrund Corona ja fast gänzlich. Ich vermisse die Spiele, den Sport, aber auch die Geselligkeit. Wie erwähnt, der Sportplatz ist für mich ein wichtiger Treffpunkt. Aber Fussball ist ja nicht alles. Ich hoffe einfach, dass nicht nur der Sport sondern auch bald wieder das soziale Leben in allen Bereichen zurückkehrt.
Letzte Frage, was wünschst du dem SC Goldau für die Zukunft?
Allen Teams wünsche ich Spass und sportlichen Erfolg. Für den Verein hoffe ich sehr, dass sich auch in Zukunft Freiwillige finden, die sich mit Herzblut für die Zukunft des Vereins einsetzen.
Herzlichen Dank für das Interview, Piri.
75-Jahre-SC Goldau
Der Sport Club Goldau wurde 1946 gegründet und entwickelte sich seither zum grössten Verein der Gemeinde Arth. Rund 350 Junioren und Aktive gehen heute ihrem liebsten Hobby – dem Fussball – nach. In einer losen Serie porträtieren wir im Jubiläumsjahr einige SCG-Grössen.
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