Jahrelang bei der Nati, jetzt coacht er beim SCG

Guido Stadelmann ist ein Glücksfall für Goldau: Der Golietrainer hat lange die Schweizer Nati-Goalies gecoacht und weiss viel zu erzählen.

Von Laura Inderbitzin, Bote der Urschweiz

Eigentlich wäre Guido Stadelmann jetzt im Ruhestand. Sein Sportgeschäft in Unterägeri hat er verkauft, beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) hat er sein Amt als Goalietrainer letzte Saison abgegeben. «Ich hatte eigentlich genug vom Fussball», sagt der 60-Jährige.

Guido Stadelmann, Goalietrainer SC Goldau

Doch der SC Goldau holte ihn aus der Pension zurück. Seit Herbst trainiert er die Goldauer Goalies – mit Fokus aufs Fanionteam, aber auch mit der 2. Mannschaft und dem Nachwuchs arbeitet er. «Der damalige Sportchef Bruno Spiess meldete sich bei mir, wir sassen mal zusammen und ich war schnell überzeugt», erzählt Stadelmann, der das Familiäre am SCG schätzt.

Zum Nati-Goalietrainer wurde er nur per Zufall
Mit seiner Erfahrung ist er ein Glücksfall für den 2.-Liga-regional-Verein. Fast 20 Jahre arbeitete der gebürtige Surseer beim SFV mit den Nationalteams und begleitete Gregor Kobel, Simon Enzler, Gaëlle Thalmann und Co. auf ihrem Weg.

Was für ihn eine gute Torhüterin oder einen guten Torhüter ausmacht? «Persönlichkeit. Nur Persönlichkeit.» Natürlich seien Talent und Technik Grundvoraussetzungen. «Aber die Überzeugung von dir selbst, dein Charakter, das ist das Wichtigste.» Das versuchte er den besten Goalies der Schweiz jahrelang einzutrichtern. Angefangen hatte seine Karriere als Trainer einst völlig zufällig.

Als Aktiver spielte er selbst als Torwart in der NLA und NLB, unter anderem bei Biel. Sein damaliger Trainer Hansruedi Hasler wurde später Technischer Direktor beim SFV – und brauchte dringend Coaches für die Torhüter. So wurde Stadelmann, mittlerweile zurückgetreten, aus dem Nichts angefragt. Er machte rasch erste Trainerausbildungen und begleitete anschliessend erstmals die U17-Nati.

Der Rest ist Geschichte: Der 60-Jährige fand viel Gefallen an dieser Arbeit, wurde von den Spielern geschätzt und begleitete die Nachwuchsteams der Frauen sowie der Männer über Jahre hinweg bei Zusammenzügen und auch bei verschiedenen Europa- und Weltmeisterschaften. Er förderte die Talente und arbeitete später in den Leistungszentren in Emmen und Huttwil (siehe Box).

Plötzlicher Abgang im Schweizer Verband
2017 machte Stadelmann innerhalb des SFV dann einen weiteren Schritt nach oben und übernahm als Goalietrainer die A-Nati der Frauen. Er betreute Gaëlle Thalmann und Co., selektionierte Nachwuchsgoalies und teilte die anderen Coaches für die Teams ein. Bis er letzte Saison plötzlich genug hatte.

«Aber im Sommer wäre doch die EM und dann gleich die WM …» hörte er von verschiedenen Seiten. Doch Stadelmann entgegnete: «Ich war schon an einigen Europameisterschaften, ich kenne diesen Käse.» Am liebsten stehe er im Training auf dem Platz, das ganze Drumherum brauche er nicht.

Mehr einheimische Goalies in Goldau
In Goldau kann er sich nun genau auf das fokussieren. Der Wechsel vom Profi- in den Amateurbereich sei ihm leicht gefallen. «Auf dem Feld ist es dasselbe, ich trainiere und korrigiere genau gleich – einfach das Niveau ist anders.» Beim SCG will man mithilfe von Stadelmann wieder mehr einheimische Goalies rausbringen. Bis jetzt ist der 60-Jährige sehr zufrieden im Verein, er schätzt seine neuen Aufgaben. Der Nicht-Ruhestand scheint Stadelmann zu passen.

«Granit Xhaka ist ein toller, direkter Mensch»
In den Leistungszentren in Emmen und Huttwil konnte Guido Stadelmann am intensivsten mit den Nachwuchsgoalies zusammenarbeiten. So gehören Simon Enzler (heute FC Aarau), Noam Baumann (FC Wil) und Sebastian Osigwe (FC Lugano) zu den Akteuren, die er schon früh und am engsten begleitete. «Bei Enzler hätte ich gedacht, dass er es noch weiter nach oben schafft», erzählt der Trainer, der in Unterägeri wohnt.

Das Gegenteil gilt in dieser Hinsicht für Jonas Omlin (Gladbach). «Er war im Nachwuchs in keiner Nati auf dem Radar, niemand hat etwas von ihm erwartet, er hat das komplett alleine geschafft.» Auch Gregor Kobel (Dortmund) ist heute weiter, als Stadelmann einst geschätzt hätte. «An der U17-EM 2014 rückte er nur nach, weil ein anderer verletzt war. Dann überzeugte er am Turnier enorm, wechselte wenig später jung nach Hoffenheim und ging seinen beeindruckenden Weg», so Stadelmann.

Er schätzt die Persönlichkeit, die ihm so wichtig ist, an Kobel enorm. Selbiges gilt auch für Yann Sommer (Bayern) oder Granit Xhaka (Arsenal). Mit dem heutigen Nati-Captain hatte er bereits in der U17 zu tun. «Im Mannschaftsbus war er ein ‹schücher Cheib›. Aus ihm wurde so ein toller, direkter, geradliniger Mensch. Niemand sollte etwas gegen ihn sagen.» (lai)

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