Die «RigiPost» sprach mit SCG-Präsident Reto Bisang

«Das Schutzkonzept ist leider kaum umsetzbar»

Der Sportclub Goldau (SCG) ist mit sechs aktiven Mannschaften, zwanzig Juniorenteams und sechzig Trainern der grösste Verein in der Gemeinde Arth und einer der grössten Vereine der Region.

Von Stefanie Henggeler

25 verschiedene Nationalitäten haben ein gemeinsames Ziel: Fussball spielen. Den Fokus legt der SCG auf die Jugendarbeit. Über 250 Juniorinnen und Junioren aus der näheren Umgebung spielen Fussball in Gelb-Rot. Den Mitgliedern wird ein aktives und kameradschaftliches Vereinsleben geboten – und das steht momentan still. Reto Bisang, der Präsident des SCG, hat der «RigiPost» ein paar Fragen beantwortet.

Reto Bisang, es liegen wohl ein paar strube Wochen hinter Ihnen. Wie haben Sie die Tage seit dem Einstellen des Spiel- und Trainingsbetriebs am 13. März erlebt?
Obwohl nicht mehr Fussball gespielt wurde, waren es sehr intensive Wochen. Die lange Unsicherheit, wie und wann es weitergehen kann, liessen keine vernünftige Planung zu. Es gab natürlich auch viele interne Anfragen oder vonseiten der Presse. Unter den Fussballvereinen herrschte ein reger Austausch. Alle Vorstandsmitglieder waren gefordert.

SCG-Präsident Reto Bisang vor dem gesperrten Rasen beim Sportplatz Tierpark, auf dem an einem normalen Montagabend trainiert werden würde. Bild zvg

Aus der Gemeinde Arth ist der SCG mit seiner Jugendarbeit nicht wegzudenken. Wie haben Sie bei den Kids die Stimmung wahrgenommen?
Die Kids wollen Fussball spielen und dürfen nicht – das tut weh. Trotzdem war es erstaunlich ruhig, und es kamen recht wenig Reaktionen, als wir bekannt gaben, dass wir den Betrieb einstellen. Eigentlich war es allen klar: Es darf nicht getschuttet werden. Eine stets zeitnahe Kommunikation via Social Media und Homepage ist uns sehr wichtig.

Wie ist die Stimmung der 1. Mannschaft nach Bekanntwerden des Saisonabbruchs 2019/20 gewesen? Sie wären in der 1. Liga mit dem 13. Rang in der Rückrunde angetreten.
Es ist natürlich extrem schade für alle. Die Vorbereitung auf die Rückrunde lief optimal, wir haben uns punktuell verstärkt und uns im Trainingslager in Spanien den letzten Schliff geholt. Ich bin überzeugt – wir hätten genügend Punkte geholt, um in der 1. Liga zu verbleiben.

Für die 2. Mannschaft war es aber wohl noch viel bitterer, dass die Saison nicht gewertet wird?
Ja, unsere 2. Mannschaft lag auf Platz 1 in der 4. Liga und war topmotiviert, die Aufstiegsrunde in Angriff zu nehmen. Und dann durfte nicht mehr gespielt werden – die Chance zum Aufstieg in die 3. Liga war zum Greifen nah.

Sie haben sicherlich oft im Vorstand die Köpfe zusammengesteckt – sinnbildlich gesprochen. Wie liefen die Sitzungen ab?
Wir sind neun Vorstandsmitglieder plus der Sportchef. Unsere Vorstandssitzungen haben wir per Videokonferenz abgehalten.

Letzte Woche hat nun der Schweizerische Fussballverband (SFV) sein vom BAG abgesegnetes Schutzkonzept zu Covid-19 den Vereinen abgegeben. Was war Ihr erster Gedanke beim Durchsehen?
«Das kannst du vergessen!» Ich habe es kopfschüttelnd gelesen. Die strengen Auflagen sind schlichtweg nicht zufriedenstellend umsetzbar für uns, Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis. Und was, wenn dann doch etwas ist? Wir müssen auch unsere Trainer schützen, das war uns im Vorstand ein grosses Anliegen.

Seit dem 11. Mai dürften Trainings gemäss diesem Schutzkonzept stattfinden. Wie sähe denn so ein Training aus?
Ein Training dürfte nur mit vier Spielern und einem Trainer stattfinden – ohne Körperkontakt, mit einem Mindestabstand von zwei Metern, dem anschliessenden Reinigen und Desinfizieren des gesamten Trainingsmaterials. Der Trainer müsste unter anderem das Tor selber aufstellen. Kopfbälle dürften keine gespielt werden, und der Ball darf ausser vom Torwart mit Handschuhen nicht mit den Händen berührt werden. Duschen und Garderoben müssten geschlossen bleiben. Es muss eine Wartezone für den Mannschaftswechsel eingerichtet werden, und das Ganze muss von einem Covid-19-Beauftragten kontrolliert werden. Das kann ja bei einem Training mal Spass machen, aber dauerhaft? Im Übrigen wären aktuell nur Trainings im Stadion Tierpark möglich, da die Betriebskommission Kunstrasen noch keine Genehmigung für die Kunstrasennutzung erteilt hat.

Der SCG hat aufgrund der kaum umsetzbaren Bedingungen auf eine Trainingsaufnahme verzichtet. Wann rechnen Sie damit, dass die Trainings wieder stattfinden?
Sobald es weitere Lockerungen gibt, wird neu beurteilt. Ende Mai gibt es neue Informationen über die zu treffenden Schutzmassnahmen – und wir hoffen ganz fest, dass auf unseren Plätzen dann während der fünf Wochen bis zu den Sommerferien noch gespielt wird. Zumindest die Junioren sollen trainieren. Die Vereinbarungen der laufenden Saison für die Aktiven laufen per 30. Juni aus, und das neue Vereinsjahr beginnt ab 1. Juli.

Verzichten weitere Vereine des Innerschweizerischen Fussballverbandes auf die Wiederaufnahme der Trainings?
Nach heutigem Stand habe ich Kenntnis von drei Vereinen von 91, welche die Umsetzung der Schutzmassnahmen ausprobieren und die Trainings wieder aufnehmen. Also nur ein geringer Prozentsatz.

Wird es in den Trainingsplänen bei den Junioren eine Änderung geben, wenn ab Juni wieder trainiert werden darf?
Unsere Juniorenkommission plant zurzeit die altersbedingten Umteilungen der A- bis F-Junioren. Die Kids würden ab Juni dann bereits in der Mannschaft trainieren, die eigentlich erst nach den Sommerferien zum Tragen gekommen wäre.

Das Schülerturnier vom 11. Juni wurde abgesagt. Wird allenfalls ein Turnier im Herbst stattfinden?
Nein, wir haben es ersatzlos abgesagt. Wir haben uns relativ früh, aber schweren Herzens für die Absage entschieden. Leider ist dieses Turnier auch ein Punkt, der bei der Budgetplanung fest miteinkalkuliert worden ist. Das Turnier war stets ein fixer Punkt in der Gemeindeagenda und ein geselliger Anlass.

«Der SC Goldau unterstützt seine Sponsoren», so las man es auf der Vereinshomepage und in der Presse. Es wurde dazu aufgerufen, sich solidarisch mit den Dress-, Banden-, Matchball- und anderen Sponsoren zu zeigen und möglichst dort einzukaufen. Wie war die Resonanz?
Durchwegs positiv. Wir haben viele langjährige Sponsoren und Gönner. Als grosser Verein mit grosser Reichweite war uns diese Solidarität ein wichtiges Anliegen. Das kam gut an, und gegenüber unseren Sponsoren und Gönnern war es ein klares Zeichen: Ihr unterstützt uns, wir unterstützen euch. Insbesonders in schwierigen Zeiten.

Wie sieht die weitere Zusammenarbeit zwischen den Sponsoren und dem SCG aus?
Bei uns ist die Zusammenarbeit sehr familiär. Wir haben bereits einige Gespräche mit den bisherigen Sponsoren geführt. Sie möchten uns weiterhin treu bleiben – aber es ist natürlich noch nicht absehbar, ob der eine oder andere Sponsor sich aus wirtschaftlichen Gründen dann doch zurückziehen muss. Wir sind auch im laufenden Austausch mit unseren drei Gönnervereinigungen, dem Club333, dem 1000er-Club und dem SCG Classic Club.

Was für Auswirkungen hatte der Lockdown auf die Finanzen des SCG?
Durch die Absage der Rückrunde finden rund 120 Test- und Meisterschaftsheimspiele nicht statt. Da fehlen alleine beim Restaurantbetrieb Einnahmen in fünfstelliger Höhe. Bei den Spielen der 1. Mannschaft fehlen die Eintrittseinnahmen. Klar gibt es im Gegenzug auch Einsparungen, zum Beispiel bei den Trainer- und Spielerspesen, den Schirikosten, der Sicherheit etc. Wir stehen zum Glück aktuell auf einem soliden Fundament. Aber der Saisonabbruch wird seine Spuren hinterlassen. Es wird jeder Franken ganz genau angeschaut, ob es wirklich nötig ist, ihn auszugeben.

Sicherlich werden Sie auch angefragt, ob für die ausfallenden Trainings eine Mitgliederbeitragsreduktion gewährt wird?
Wenige Anfragen haben uns erreicht. Wir sind ein Verein – in guten wie in schlechten Tagen. Beitragsreduktionen sind nicht möglich. Die Beiträge werden durch die GV festgelegt und sind knapp kalkuliert. Wir benötigen die Beiträge und finanzieren über den ganzen Klub hinweg laufenden Kosten, Verbandsabgaben, Infrastruktur, Ausbildung und so weiter.

Zum Schluss noch ein Ausblick aufs nächste Jahr: 2021 feiert der SCG sein 75-Jahr-Jubiläum. Worauf dürfen wir uns freuen?
Zum Glück haben wir nicht dieses Jahr Jubiläum! Unser OKP hat ein hochkarätiges OK zusammengestellt, und wir werden kräftig feiern – streicht bereits jetzt den 19. Juni 2021 dick in eurer Agenda an.

Noch eine Ergänzung zu unseren Fragen?
Ja, eine ganz wichtige. Ich möchte ein paar ganz grosse Dankeschön aussprechen: Danke meinen Vorstandskollegen, die ganz viel und grossartige Arbeit leisten, nicht nur in dieser nicht einfachen Zeit. Danke an alle Spieler und Trainer von Klein bis Gross, die ganz viel Geduld beweisen und bewiesen haben, es wird wieder weitergehen. Danke allen Sponsoren und Gönnern für ihre Solidarität und Unterstützung. Und nicht zuletzt ein Dank an die Gemeindebehörde Arth, die immer wieder für uns ein offenes Ohr hat und hinter uns steht. SCG-Präsident Reto Bisang vor dem gesperrten Rasen beim Sportplatz Tierpark, auf dem an einem normalen Montagabend trainiert werden würde.

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